Beschreibung
P 1098 – Bauen im Bestand – Lösungen für Dach und Fassade in Stahlleichtbauweise
Die energetische Sanierung und das Bauen im Bestand gewinnen im Rahmen der Klimaschutzpolitik zunehmend an Bedeutung. Verschiedene Studien belegen, dass eine deutliche Reduktion der Emissionen und des Energieverbrauchs im Gebäudebereich nur durch energetische Sanierungen im Bestand erzielt werden kann. Insbesondere bei Industrie- und Gewerbebauten entspricht die in der Vergangenheit realisierte thermischenergetische Qualität der Gebäudehülle oft nicht mehr den Anforderungen.
In diesem Forschungsvorhaben wird der Ansatz verfolgt, energetische Sanierungen im laufenden Betrieb (also ohne kostenintensive Nutzungsausfälle) durchführen zu können. Um die thermische Qualität der Bestandsfassade zu verbessern, sollen außenseitig zusätzliche wärmedämmende Bauteile installiert werden. Als besonders vielversprechend wird dabei der Einsatz von Bausystemen des Stahl- bzw. Metallleichtbaus angesehen. Sandwichelemente mit beidseitigen Stahldeckschichten und Polyurethan- bzw. Mineralwolldämmkern stellen in diesem Zusammenhang eine äußerst effektive
Möglichkeit da. Sie besitzen nicht nur sehr gute thermische Eigenschaften, sondern können auch besonders schnell und wirtschaftlich verbaut werden. Daneben bieten sog.
modulare Bausysteme des Stahlleichtbaus eine weitere Alternative, Bestandsgebäudehüllen energetisch zu ertüchtigen. Vorrangig werden Bestandsgebäude betrachtet, deren Dach- und Fassadenbereich bereits in Stahlleichtbauweise erstellt wurden, wobei der Fokus auf Stahlkassettenfassaden liegt.
Darüber hinaus sind aber auch vorhandene Fassaden und Dächer in massiver Bauweise hinsichtlich einer möglichen Sanierung mit Bausystemen in Stahlleichtbauweise Gegenstand des Forschungsvorhabens. Aus bauphysikalischer Sicht werden nicht nur die Aspekte des Wärmeschutzes untersucht, sondern auch Fragestellungen, die sich aus der Veränderung des feuchtetechnischen Verhaltens des zu sanierenden Bauteils ergeben. Auch baustatische Randbedingungen müssen bei energetischen Sanierungen beachtet werden. Von der Sanierung berührte Bestandsbauteile müssen auf Grundlage aktueller technischer Regelwerke erneut statisch nachgewiesen werden und die Ansätze für Wind- und Schneelasten unterlagen in den letzten Jahrzehnten starken Veränderungen. Nach einer systematischen Erfassung der normativen Entwicklung in diesem Sektor werden Möglichkeiten untersucht, die energetisch sanierten Bauelemente unter Ansatz der dann zusätzlich vorhandenen Stahlleichtbausysteme mit entsprechend veränderten Lastannahmen nachzuweisen.
Als Ziel des Forschungsvorhabens werden Regeln und Bemessungsansätze entwickelt, die zum einen Aussagen zur mit der Sanierung erreichbaren energetischen Qualität und deren Auswirkungen auf das feuchtetechnische Bauteilverhalten erlauben. Zum anderen werden Möglichkeiten erarbeitet, die die baukonstruktiven Aspekte erfassen, die sich in der Kombination aus dem vorhandenen Nachweis der Bestandskonstruktion und den aktuellen Lastannahmen in Verbindung mit der Sanierungsmaßnahme ergeben.
Veröffentlichung:
Januar 2021
Autoren:
Univ.-Prof. Dr.-Ing. M. Kuhnhenne, Dipl.-Ing. M. Brieden, Univ.-Prof. Dr.-Ing. D. Ungermann, Dipl.-Ing. A. Wiegand